November 2017

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Der Sonntag im Wandel der Zeit

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Was macht für Sie den Sonntag zum Sonntag? Ich habe viele Menschen danach gefragt. Interessant war, dass kaum eine der Antworten etwas mit der Kirche, aber fast alle Antworten mit der Zeit zu tun hatten: Zeit zum Ausschlafen, für die Familie, den Partner, den Freundeskreis, Zeit für ausgedehnte Mahlzeiten, zum Spielen mit den Kindern oder Enkeln. Zeit für Sport, für Verwandtenbesuche, für Spaziergänge, für einen Kinobesuch, für Ausstellungen oder Konzerte, Zeit zum Lesen, Musikhören oder Fernsehen. Aber auch, um wieder einmal gründlich aufzuräumen oder aufzuarbeiten, was unter der Woche liegen geblieben ist. Manche beklagten wiederum, dass sie sonntags zu viel Zeit hätten – der Effekt der Langeweile. Das signifikante Merkmal des Sonntags – ob positiv oder negativ – heißt also offenbar für die allermeisten „Zeit“.
Auffällig war, dass viele der Befragten ihre Antworten mit „früher“ begannen und in Erinnerungen schwelgten. Früher machten andere Dinge den Sonntag zum Sonntag als heute: an erster Stelle der sonntägliche Gottesdienst und die Gespräche mit den Nachbarn auf dem Fußweg zur bzw. von der Kirche. Spezielle Gerichte wie den Schweinsbraten, die es nur sonntags gab, und die Sonntagskleidung. Hinzu kam fast immer der Sonntagsspaziergang, der mehr als heute ein festes Ritual darstellte. Öfters hörte ich auch, dass Hausmusik eine große Rolle bei der Gestaltung des Sonntags gespielt habe. Ebenso verhielt es sich mit den Verwandtenbesuchen – sie hatten speziell am Sonntag ihren festen Platz - sowie mit dem Nachmittagskaffee bei selbst gebackenem Kuchen.
Der Sonntag als „Tag des Herrn“ ist für viele leider in Vergessenheit geraten, für sie ist er nur mehr ein mehr oder weniger willkommener arbeitsfreier Tag, den es best möglich zu nutzen gilt. Warum aber das nostalgische „früher“ nicht ins Jetzt herholen und nur eine Stunde seiner Sonntags-Zeit Gott, sich selbst, dem Gebet widmen? Warum nicht wieder einmal erleben, wie es ist, getragen von der Gemeinschaft der Gottesdienstgemeinde Gott im „Vater unser“ zu ehren, ihn in den Liedern, begleitet von den frohlockenden Tönen der Orgel, zu preisen und im eucharistischen Mahl zu spüren, dass alle Christen aller Zeiten und aller Orte zu dem werden, was sie empfangen: zum Leib Christi, dem das Heil und das ewige Leben in Gott zugesagt ist.                                           (frei nach Monika Metternich: Lob des Sonntags)