Flucht nach Ägypten
Ich glaube nicht, dass jemand aus nichtigen Gründen seine Heimat verlässt. Es steckt eine existentielle Not dahinter, die zu einem solchen Schritt zwingt. Leichtfertig lässt niemand seine Heimat, seine Familie zurück. Nur unfassbare Not kann einen dazu bringen, alles aufzugeben, um so das nackte Leben zu retten. Angst vor Verfolgung, Hunger, Angst vor Diktatur, Tod und Folter – man flieht nicht einfach so . . .
Im Evangelium des Matthäus lässt sich leicht über den Satz hinweglesen: „Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten“(Mt 2,14). Nur manchmal erinnert man sich daran, was dieser lapidare Satz bedeutet – dann, wenn man Bilder der Flüchtlingstrecks durch Europa, auch durch Österreich, sieht.
Es gibt eben für Menschen Situationen, wo entschlossenes Standhalten gegenüber den Mörderbanden nicht mehr möglich ist, wo man nur Hals über Kopf die Flucht ergreifen kann, bevor noch Schlimmeres passiert. Manchmal sind die Häscher der Macht so nah und so gefährlich, dass mutiges Dagegenstellen sinnlos ist – ja sogar den sicheren Tod bedeuten würde.
Nun kann man über Josef, den Bräutigam der Gottesmutter, der immer so unscheinbar wirkt, nur staunen. Mitten in der Nacht weckt er Maria, die sicher von der Geburt noch erschöpft ist, und sagt: „Wir müssen weiter! Wir müssen fliehen!“ Was für ein Mann. Er beweist Mut, indem er seinen Träumen glaubt, das Risiko wagt und mit seiner Familie flieht. Es bedarf viel Mutes, Märtyrer zu sein - manchmal bedarf es noch mehr Mutes, kein Märtyrer zu sein, um für sich und die Anvertrauten das Leben zu gewinnen.
Wenn das nur alle wüssten . . . . . .
|